Lebensmittelverschwendung stoppen - Bildungszentren stellen Projektergebnisse vor

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Der Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum (VBLR) hat sich unter der Überschrift „Mittel zum Leben – Bildungsstätten für einen achtsamen Umgang mit Lebensmitteln“ in den vergangenen fünf Jahren intensiv mit Ursachen der Lebensmittelverschwendung befasst. Ergebnisse und Konsequenzen aus dem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich und finanziell unterstützten Projekt wurden nun im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 30. Mai in Bad Bederkesa vorgestellt.

2022 05 30 MzL Exner webEine Grundlage für das Projekt boten Erfahrungen der Bildungszentren. „Indem zum Beispiel jahrelange Routinen hinterfragt und aufgebrochen werden, kann Lebensmittelverschwendung deutlich minimiert werden“, sagt Verena Exner, Leiterin des DBU-Referats Umweltkommunikation in der mittelständischen Wirtschaft. „Im Projekt wurden Methoden modellhaft in fünf VBLR-Bildungszentren entwickelt und erprobt. Zudem wurden die Bildungsarbeit für verschiedene Zielgruppen übertragbar mitentwickelt und entsprechende Forderungen an die Politik adressiert. Das zeichnet das Vorhaben im Sinne eines ganzheitlichen Konzeptes besonders aus.“ In einem intensiven Prozess habe der Verband daraufhin gemeinsam mit der DBU Schritt für Schritt ein entsprechendes Projekt entwickelt, das im Oktober 2016 gestartet sei, so Exner.
Um dem ökologischen und ethischen Problem der Lebensmittelverschwendung etwas entgegenzusetzen, haben sich schrittweise 18 Bildungszentren auf den Weg gemacht. In modellhaften Einrichtungen wurden Abläufe im Zusammenhang mit der Verpflegung der Gäste überprüft und modifiziert. So wurden ganz konkret Lebensmittelverluste in der Küche um bis zu 50 Prozent verringert. In den Einrichtungen wurden durch die Kommunikation mit Verwaltung und Pädagogik sowie mit den Gästen Rahmenbedingungen geschaffen, um die Ergebnisse zu verstetigen.
„Uns war es besonders wichtig, es nicht bei dem Blick auf eigene Strukturen zu belassen, sondern auch die Ziele und Überzeugungen in unserer Bildungsarbeit umzusetzen“, erläutert Peter Buhrmann, Geschäftsführer des VBLR. Dazu wurden Curricula für Seminare und andere Veranstaltungsformen entwickelt und erprobt, in denen Verbraucher und landwirtschaftliche Erzeuger für eine nachhaltige Haltungs- und Verhaltensänderung sensibilisiert werden.
Alle Ergebnisse aus dem Projekt stellt der Verband anderen Akteuren zur Anwendung und individuellen Weiterentwicklung zur Verfügung und wird sie zum kontinuierlichen Bestandteil seines Handelns machen.
2022 05 30 MzL Kloesener web„Sowohl in der Arbeit mit den Fachkräften in der Hauswirtschaft als auch in der Seminararbeit wurde deutlich, dass Einzelne vieles verändern können“, informierte Peter Klösener, Projektkoordinator von „Mittel zum Leben“. Jedoch seien auch immer wieder Veränderungen in den gesetzlichen Rahmenbedingungen angeregt worden. Diese Ideen, Visionen und Forderungen wolle man nun in Politikgespräche mit gewählten Mandatsträgern einfließen lassen. Er betonte, dass das DBU-Vorhaben mit der Veranstaltung zwar formal ende, aber am Prozess der kontinuierlichen Verbesserung auch nach Abschluss der Förderdauer weitergearbeitet werde.
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung wurde bereits mit Vertretern des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie mit Bundestagsabgeordneten diskutiert. Mit dabei waren auch „Caro und Franzi“, die vor dem Bundesverfassungsgericht im Jahr 2020 mit ihrer Klage gescheitert waren, Containern straffrei zu stellen.
Eva Bell, Abteilungsleiterin aus dem BMEL, bestärkte darin, dass die Bewusstmachung ein zentraler Ansatzpunkt sei, um die Problembewältigung anzugehen. Sie sprach sich auch dafür aus, Mitarbeiter in Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie entsprechend zu schulen und die Gäste aufzuklären.
Peggy Schierenbeck, vom Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft des Bundestages forderte, alle müssten Botschafter sein, wenn es um Bewusstseinsbildung im wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln gehe. Zudem sprach sie sich dafür aus, wie vom Verband der Bildungszentren gefordert, ein Lebensmittelrettungsgesetz auf den Weg zu bringen.
Gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen, sei ein wichtiger Schritt bei den Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel, hoben Caro und Franzi hervor. Sie forderten die Politik dazu auf, rechtliche Formulierungen zu entwickeln, mit deren Hilfe die Straffreiheit gesichert werden könne, wenn entsorgte aber noch genießbare Lebensmittel mitgenommen würden.
2022 05 30 MzL Kornhage webUlrike Kornhage, selbst Hauswirtschaftsleiterin in der Katholischen Landvolkhochschule Oesede, bezeichnete das Projekt „Mittel zum Leben“ als einen „Weckruf für gemeinsame Anstrengungen gegen den Wahnsinn der Lebensmittelvernichtung“. Letztlich sei eine „offensive Kommunikation der Schlüssel, um das Thema wach zu halten“.
Die Menge der Entsorgung von noch genießbaren Lebensmitteln sei „ethisch eine Sauerei und ökologisch eine Katastrophe“, hatte Christian Rach, Fernsehkoch und Autor bereits in seiner Key-Note herausgestellt. Die Aufklärung darüber müsse Teil des Lehrplans werden, um schon Kindern zu verdeutlichen, wie ein achtsamer Umgang mit Lebensmitteln auszusehen habe.
Der Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum vertritt die Interessen und die Bildungsarbeit von 44 Heimvolkshochschulen in Deutschland. Ziel der Bildungszentren ist es, Persönlichkeiten zu stärken und Gemeinwohl zu fördern. Informationen und Ergebnisse zum Projekt „Mittel zum Leben“ stehen zum Download zur Verfügung auf www.mittel-zum-leben.info