Lecker essen ohne Verluste
Möglichst wenig oder noch besser keine Lebensmittel sollen im Müll landen. Nach diesem Motto ist die Katholische Landvolkhochschule (KLVSH) Oesede bereits seit drei Jahren unterwegs. Sie koordiniert ein bundesweites Projekt gegen Lebensmittelverschwendung, entwickelt dazu Seminare und verbessert stetig die Abläufe in ihrer Großküche.
Jetzt wurden diese Anstrengungen ausgerechnet durch die Corona-Pandemie unterstützt. Aufgrund der Vorgaben des entsprechenden Hygienekonzeptes werden die Speisen nicht mehr am Tisch oder auf dem Buffet serviert. Die Gäste kommen zur Ausgabestelle, wo ihnen eine freundliche Servicemitarbeiterin wunschgemäß den Teller befüllt und überreicht.
Ulrike Kornhage, Leiterin der Hauswirtschaft in der KLVHS stellt fest: „Nach den Mahlzeiten kommen fast nur noch Teller ohne jegliche Reste zurück.“ Das sei sonst durchaus anders gewesen.
„Wenn sich die Gäste am Buffet selbst bedienen, überschätzen sie manchmal ihren eigenen Hunger“, weiß Kornhage zu berichten. „Wenn beim Frühstücksbuffet viele unterschiedliche Sorten Käse und Wurst, Marmeladen, Honig, Obst, Quark und Müsli und dann noch verschiedene Brot- und Brötchensorten locken, wird gern schon mal zu viel genommen“, so Kornhage. Nach dem Verzehr der ersten Brötchen sei es dann zu spät und ein noch halbvoller Teller bleibe stehen. Weil Tellerreste und insgesamt Speisen, die an die Gäste herausgegangen sind, nicht wiederverwendet werden dürfen, müssen sie dann entsorgt werden.
„Bei der Speisenausgabe, wie wir sie jetzt haben, ist das anders“, stellt die Hauswirtschaftsleiterin fest. Da gebe es offensichtlich schon Hemmungen, gleich im Übermaß den Teller füllen zu lassen. Jeder Gast sei zwar herzlich eingeladen, ein zweites Mal zu kommen, um sich einen „Nachschlag“ zu holen. Letztlich werde das aber nicht oft in Anspruch genommen, weil man doch merke, dass es ausreichend gewesen sei. Die Rückmeldungen der Gäste seien auch überaus positiv.
„Hier spielt uns Corona tatsächlich in die Karten“, meint Peter Klösener von der KLVHS Oesede, der für die Koordination des bundesweiten Projektes gegen Lebensmittelverschwendung zuständig ist. Durch die veränderten Rahmenbedingungen werde jetzt noch deutlicher, dass nicht übergroße Mengen, sondern die Frische der Zutaten und die Art der Zubereitung die Qualität der Speisen ausmachen, so Klösener. Ähnliche Erfahrungen mache man zurzeit in allen 18 Bildungszentren, die sich an dem Projekt „Mittel zum Leben“ beteiligten.
Unterstützt und begleitet wird „Mittel zum Leben“ von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Ziel ist es, Großküchen in die Lage zu versetzen, möglichst wenig Lebensmittelverluste zu produzieren. „Da haben wir in den vergangenen drei Jahren schon tolle Erfolge erzielt“, sagt Peter Klösener. Schon vor der Pandemie seien die Verluste in einigen Küchen auf bis zu vier Prozent der eingesetzten Lebensmittel gedrückt worden. Andere Studien hätten in der Vergangenheit gezeigt, dass in der Gemeinschaftsverpflegung bis zu einem Drittel der Speisen in der Tonne landeten.
Im Projekt „Mittel zum Leben“ werden außerdem Seminarmodelle entwickelt, um Verbraucher und landwirtschaftliche Erzeuger zum Problem der Lebensmittelverschwendung zu sensibilisieren. Dabei will man aber nicht bei der Problembeschreibung stehen bleiben. Die Seminarteilnehmer sollen auch Ideen entwickeln, wie sie selbst zur Problemlösung beitragen können. Mehr Informationen gibt es unter www.mittel-zum-leben.info